Bearbeiteter Ausschnitt aus „Beach Chair“ von Shaheen Karolia, CC BY 2.0, via flickr.com.

Arbeitsmarktforscherinnen unterschieden zwischen verschiedenen Arten von Arbeitslosigkeit. Meist beruht die Unterscheidung darauf, was als Ursache für die Arbeitslosigkeit angenommen wird. Wenn Wirtschaftsforscherinnen sich auch zumeist über die Definitionen einig sind, ist zwischen ihnen teilweise umstritten, welcher Art denn nun die tatsächlich existierende Arbeitslosigkeit zuzuordnen ist. Dies gilt insbesondere für die Unterscheidung zwischen konjunktureller und struktureller Arbeitslosigkeit.

„Arten der Arbeitslosigkeit“

Friktionelle Arbeitslosigkeit

Unter friktioneller Arbeitslosigkeit (auch Fluktuationsarbeitslosigkeit oder Sucharbeitslosigkeit genannt) versteht man die häufig unvermeidliche Arbeitslosigkeit zwischen der Aufgabe der alten und dem Finden einer neuen Tätigkeit. Sie ist in der Regel nur von kurzer Dauer und auch in Phasen einer Vollbeschäftigung unvermeidlich, im Stukturwandel oft sogar sinnvoll. Eine solche Arbeitslosigkeit ist eine Begleiterscheinung aller durch Arbeitsvertragsfreiheit gekennzeichneten Arbeitsmärkte. […] Als ‚normales‘ Niveau friktioneller Arbeitslosigkeit wird häufig eine Quote unter 1 Prozent der Erwerbspersonen genannt.

Konjunkturelle Arbeitslosigkeit

Sie tritt auf, wenn die Konjunktur schwächer wird und die Nachfrage zurückgeht. Bei einem Mangel an Absatzmöglichkeiten entlassen die Unternehmen Arbeitskräfte, die sie im Aufschwung wieder einstellen. Eine schwache Konjunktur betrifft aber alle Wirtschaftsbereiche, wie das Produzierende Gewerbe, die Exportwirtschaft und die Dienstleistungen unterschiedlich. Konjunkturelle Arbeitslosigkeit kann ein kurz- oder mittelfristiges Problem sein, sie kann aber auch bei anschließend nur langsam wieder wachsender Wirtschaft zu einem langfristigen Problem werden. In diesen Fällen werden aus Konjunkturarbeitslosen immer öfter Langzeitarbeitslose, die viele Monate oder Jahre arbeitslos sind. […]

Strukturelle Arbeitslosigkeit

Strukturelle Arbeitslosigkeit ist ein vieldeutiger Begriff, der unterschiedlichste Typen von Arbeitslosigkeit zusammenfasst. Strukturelle Arbeitslosigkeit kann differenziert werden nach sektoralen, regionalen, technologischen oder qualifikationsspezifischen Ursachen. So zeigt sich, dass sich der Schwerpunkt der wirtschaftlichen Tätigkeit zunächst vom primären Wirtschaftssektor (Rohstoffgewinnung) auf den sekundären (Rohstoffverarbeitung) und anschließend auf den tertiären Sektor (Dienstleistung) verlagert hat. Die damit verbundenen Anpassungsprozesse haben häufig zu struktureller Arbeitslosigkeit geführt, da den in einem Sektor beschäftigten Arbeitnehmern die Qualifikationen zur Arbeitsaufnahme in einem anderen Sektor fehlten und erst in beruflicher Weiterbildung zu vermitteln waren.

Gleichzeitig gelten diese Verbindungen auch für Verschiebungen innerhalb der Sektoren. Diese sind sehr häufig verbunden mit technologischen Entwicklungen, beispielsweise der zunehmenden Ersetzung der Arbeitskräfte durch Maschinen oder aktuell insbesondere durch den Wandel von einer Industriegesellschaft zu einer Informationsgesellschaft.

Da jene Arbeitskräfte, die bereits arbeitslos sind oder durch die Abnahme der nachgefragten Arbeit in der Industrie arbeitslos werden, von ihrem Qualifikationsprofil nicht identisch sind mit jenen, die für die Kommunikations- und Informationstechnologien gebraucht werden, entsteht strukturelle Arbeitslosigkeit (im Fachjargon ‚mismatch‘). Strukturelle Arbeitslosigkeit kann aber auch durch zu hohe Reallöhne begründet sein, die die Produktivität eines Arbeitsplatzes übersteigen und so Menschen mit geringerer Produktivität in die Arbeitslosigkeit drängt (klassische Arbeitslosigkeit).

Letztlich kann strukturelle Arbeitslosigkeit auch durch regionale Verwerfungen entstehen. Zum einen durch eine räumliche Immobilität der Arbeitskräfte, die einen regionalen Arbeitsmarktausgleich verhindert oder erschwert. Zum anderen durch einen Arbeitsnachfragerückgang durch Standortänderung von Betrieben ohne entsprechend große Abwanderung von Arbeitskräften. […]

Saisonale Arbeitslosigkeit

Saisonale Schwankungen ergeben sich im Jahresverlauf aufgrund von Klimabedingungen (z. B. Arbeitslosigkeit in der Bau- oder Landwirtschaft im Winter) oder aufgrund von Nachfrageschwankungen (z. B. in der Tourismusbranche in der Nebensaison). Arbeitslosigkeit, die dadurch entsteht, dass einige Sektoren der Volkswirtschaft jahreszeitbedingt unterschiedlich ausgelastet sind, bezeichnet man als saisonale Arbeitslosigkeit. […]

‚Freiwillige‘ und ‚unfreiwillige‘ Arbeitslosigkeit

Unterschieden wird in der Arbeitsmarkttheorie auch zwischen ‚freiwilliger‘ und ‚unfreiwilliger‘ Arbeitslosigkeit. ‚Freiwillige‘ Arbeitslosigkeit bezieht sich dabei darauf, dass bestehende Arbeitsplätze wegen einer zu geringen Lohnhöhe, wegen zu kurzer Befristung, zu langer Berufswege, fehlender Berufsperspektiven, nicht ganzjähriger oder unterwertiger Beschäftigung nicht angenommen werden. Entweder weil überhaupt auf Arbeit verzichtet wird oder weil der Arbeitslose auf die Suche nach einer besseren Beschäftigung geht. Für die Arbeitsvermittlung ist die Zumutbarkeit geregelt. ‚Unfreiwillige‘ Arbeitslosigkeit hingegen bezeichnet die Unmöglichkeit einen Arbeitsplatz zu herrschenden Bedingungen zu finden.“

Textauszug aus: Frank Oschmiansky für bpd.de: Arten der Arbeitslosigkeit, CC BY-NC-SA 2.0 DE. Der Text ist unter dieser Lizenz auf der Webseite der Bundeszentrale für politische Bildung nicht mehr verfügbar. Eine aktualisierte Fassung unter einer veränderten Lizenz ist hier zu finden.

Der Text „Arten der Arbeitslosigkeit“ von Frank Oschmiansky für bpd.de ist lizenziert unter CC BY-NC-SA 2.0. Der Text ist unter dieser Lizenz auf der Webseite der Bundeszentrale für politische Bildung nicht mehr verfügbar. Eine aktualisierte Fassung unter einer veränderten Lizenz ist hier zu finden.